Kurt Hielscher
|
||
wurde am 7. Januar 1881 in Striegau/Schlesien als Sohn eines Försters geboren. Er kam schon früh in ein Waisenhaus in Bunzlau. Er wurde Lehrer und reiste gern. "Später gab
mir mein Lehrberuf (ich war zuletzt Studienrat in Westpreußen) jedes Jahr die
Möglichkeit, mich meiner Wanderleidenschaft hinzugeben. Meine erste größere
Auslandsreise ging nach Spanien, zu dem ich mich stets seltsam hingezogen
fühlte. In den folgenden Jahren führte mich mein Weg fast durch sämtliche
Länder Europas, von Schottland bis zum Kaukasus, von Sizilien bis
Spitzbergen." [2] Durch den
Ausbruch des Ersten Weltkriegs kam es, daß er in Spanien festsaß und als
Hauslehrer arbeitete. Er durchwanderte das ganze Land mit seiner Kamera und
wurde durch Ausstellungen und Vorträge dort schnell bekannt. |
||
Zurück in
Deutschland setzte er seine Spanien-Vorträge und Ausstellungen fort und brachte
seine Fotos im Verlag Ernst Wasmuth als Buch heraus: "Das unbekannte
Spanien"(Berlin, 1921). Es wurde ein solcher Erfolg in Spanien wie auch in
anderen Ländern, daß er in den Jahren 1922/23 mit seiner Kamera durch
Deutschland wanderte: "Und nun spornte mich meine Kamera an, ein gleiches
Buch über Deutschland zu schaffen. Ich hoffte, mein Erstlingswerk, das im
Ausland so günstig aufgenommen worden war, würde dort ein neues Buch desselben
Verfassers nach sich ziehen. Mit den Bildern deutscher Kultur wollte ich denen
da draußen zeigen, wie töricht das Lügenwort vom „Barbarenlande Deutschland“
war. Unter schwersten Verhältnissen (Inflation usw.) durchzog ich 1922 und 1923
mein Vaterland. Mein Deutschland - Buch wurde mit offenen Armen
aufgenommen". [2] Das so
entstandene Buch "Deutschland, Baukunst und Landschaft" (ebenfalls
beim Verlag Ernst Wasmuth, Berlin, 1924) verkaufte sich über 150.000-mal bevor
es 1940 noch einmal überarbeitet und mit Fotos aus den damaligen Grenzen
Deutschlands ergänzt wurde: Danzig, Prag, Straßburg, Salzburg und viele weitere
Orte und Landschaften, die im Zweiten Weltkrieg von Deutschen besetzt worden
waren. Hielschers Bekanntheit wuchs schnell und es folgten
öffentliche Aufträge von höchster Stelle für ähnliche Foto-Dokumentationen aus
anderen Ländern. Er war inzwischen so bekannt, daß er nicht mehr wandern
musste, sondern vielmehr alle möglichen Hilfen von öffentlichen Stellen bekam:
„Mit Freuden folgte ich daher im Frühjahr 1926 der Einladung des
Bundespräsidenten von Österreich, Herrn Dr. Michael Hainisch, über Österreich
ein gleiches Werk zu schaffen wie meine bisherigen über Deutschland, Spanien,
Italien usw. Meinen aufrichtigen Dank für diese ehrenvolle Aufgabe! Meinen
verbindlichsten Dank auch allen, die meine Arbeit während meiner Fahrt
förderten: ich danke insbesondere den Landesregierungen, die mir Autos zur
Verfügung stellten, dem Bundesverkehrsministerium, den
Generaldirektionen der Eisenbahnen und der Post für die
Freifahrten. Ich danke
auch den Zeiß-Ikon, den Zeiß- und den Agfa-Werken, die mir
ihre weitgehendste
Unterstützung zuteil werden ließen durch ihre
vorzüglichen Kameras, Objektive
und Photoplatten.“[3] Insgesamt veröffentlichte Hielscher im
Zeitraum von knapp 20 Jahren eine stattliche Zahl von Bildbänden:
Kurt Hielscher starb am 10. Juli 1948 in Lichtenstein (Sachsen).
Trotz dieser vielfältigen herausragenden Leistungen, seiner grundlegenden Verdienste um die Fotografie und trotz seiner hohen Buchauflagen - insgesamt etwa 400.000 Bildbände - ist Hielscher nach dem zweiten Weltkrieg völlig in Vergessenheit geraten. Es blieben nur seine Bücher in den Antiquariaten. Seine Negative und Unterlagen gingen beim Einmarsch der Russen und Amerikaner im Zweiten Weltkrieg verloren. Außer den Vorworten in seinen Büchern und seinem Aufsatz im Buch von Schöppe [2] gibt es von ihm scheinbar keine weiteren autobiografischen Informationen.
"Wie nun photographiert
Hielscher?" - In einem Aufsatz zum fünfzigsten Geburtstag
Hielschers [4] wird seine Arbeitsweise beschrieben:
"Ich habe ihn einmal begleitet, einen Tag lang ihm zugeschaut bei seinem Werke, das mehr Mühsal ist, als der Laie ahnt. Es war in Nürnberg. Sommersonne lag über der vielgiebeligen Stadt. Hielscher, bepackt mit der schweren photographischen Apparatur, wanderte barhäuptig einher, kroch über steile Gäßchen, drang in stille Höfe ein, machte wieder kehrt, weil das Licht noch nicht günstig war, griff auf diese Weise dreimal das Bratwurstglöcklein an, erkletterte mehrmals unentmutigt die Burg, um sie - endlich! - im rechten Lichte zu erhaschen, hielt Leute auf der Straße an, wenn sie ihm im Wege waren, fing im Laufschritt ein junges Paar ab, das, festlich geschmückt, zufällig von eiem Trachtefest kam, vergaß über aller Arbeit Speise und Trank und blieb dennoch taufrisch und elastisch, währeind ich, der Zuschauer, redlich müde war. Und ich mußte mir sagen: So sind die zwanzigtausend Aufnahmen, die er bisher gemacht hat, durchweg entstanden. Welche Summe geistiger und körperlicher Anspannung, welche Energie und Entsagung liegt darin!" Quellen: [1] 1. Auflage "Deutschland,
Landschaft und Baukunst" (Verlag Ernst Wasmuth, Berlin, 1924)
|
|
|
2007 - 2013 |
www.henkelbilder.de |